Das Buch der Weisen

In diesem Teil kommen hauptsächlich die "Weisen", wie die Fachleute in Psychologie, Ethik, Politik, Wirtschaft, Erziehung usw. genannt werden, zu Wort.

Auszüge aus dem "Buch der Weisen":

Umwelt

Georg Bush weigert sich das Internationale Klimaschutzprotokoll zu unterschreiben: "Unterschreibe kein Gesetz, kein Abkommen, was der Wirtschaft der USA schadet".

World Watch Institute Report, Jahrbuch 1999: "...die heutige Generation ist die erste in der Geschichte der gesamten Menschheit, in deren Macht es liegt, über die Bewohnbarkeit unseres Planeten für alle künftigen Generationen zu entscheiden."

Johannes Lähnemann: Die Zukunft unseres "Raumschiffes Erde" wird entscheidend davon abhängen, ob die kommenden Generationen - die Kinder und die Jugendlichen, die jetzt leben, und die, die in den nächsten Jahren geboren werden - in der Lage sein werden, diese Zukunft verantwortlich zu gestalten.

Ernst Mayr, Evolutionsbiologe: "...man seiner Umwelt (im weitesten Sinne des Wortes) nie etwas antun sollte, was zukünftigen Generationen das Leben erschweren würde."

Psychologie

Kann der Mensch aus der jetzigen Sackgasse herauskommen und die richtige Zukunftsstrategie wählen, ohne dass er sich selbst, das heißt seine psychologischen Eigenschaften kennt? Sicherlich nicht! Deswegen leisten die Psychologen, Verhaltensforscher bei der Beantwortung der Titelfrage "Alles für die Katz?" den wichtigsten Beitrag.

Konrad Lorenz: "Die Begeisterung ist ein echter, autonomer Instinkt des Menschen... Immerhin ist die Feind-Attrappe heute noch ein sehr wirksames Mittel des Demagogen, um Einigung und begeistertes Gefühl der Zusammengehörig keit zu erzeugen... Es ist also keine ganz leichte Aufgabe, die Begeisterung vieler Menschen für die friedlichen Ideale ohne Benützung einer Feind-Atrappe ebenso stark zu aktivieren, wie die Brandstifter es mit ihrer Hilfe zu tun vermögen.

...wir lernen müssen andere Kulturen zu tolerieren, unsere eigene kulturelle und nationale Arroganz abzuwerfen und uns klarzumachen, daß die sozialen Normen und Riten anderer Kulturen, denen ihre Mitglieder die Treue halten wie wir den unsrigen, das gleiche Recht haben respektiert und als heilig angesehen zu werden. Ohne die Toleranz, die aus dieser Erkenntnis entspringt, ist es nur zu einfach für einen Menschen, die Personifikation des Bösen in dem zu sehen, was für seinen Nachbarn das Heilige ist."

Sind die Menschen schlecht und deswegen unfähig zum Überleben? Die Ideologen der aktuellen USA-Regierung behaupten es und schlagen eine Weltdiktatur als Lösung vor. Die wahren Fachleute, die Verhaltensforscher widersprächen dieser Theorie!

Irenäus Eibl-Eibesfeldt: "Die Vorstellung, daß man eine friedliche Weltgemeinschaft nur über die Zerstörung der Familie, der Nation und anderer untergeordneter Solidargemeinschaften erreichen könne, beherrschte einst den Internationalismus sowjetischer und maoistischer Prägung. Er ist dort gescheitert, daraus sollte man lernen."

Mario Erdheim: "Wir sind auf Grund unserer Familialität auch in der Lage, uns mit einer Gemeinschaft, mit der wir durch Brauchtum, Geschichte und Sprache verbunden sind, zu identifizieren. Dazu muss allerdings erzogen werden und ich plädiere daher seit vielen Jahren dafür, die Erziehung zu einer kritischen Liebe zum eigenen Land nicht zu vernachlässigen. Ohne solche Bemühungen werden die staatstragenden Tugenden verkümmern, zum Schaden der Länder Europas, wie der Europäischen Union, ja der übrigen Welt. Denn wenn uns das eigene Land nichts mehr bedeutet, dann ist uns auch die Zukunft Europas und erst recht der Welt im Grunde gleichgültig."

William F. Allmann: "Kooperation ist das beim Menschen vorherrschende Verhalten; sie und nicht der Betrug macht das Wesen des Menschen aus... ...Die Herausforderung, dass verschiedene Gruppen miteinander auskom- men müssen, ist für uns tatsächlich neu."

Ernst Mayr: "Die meisten Menschen halten Gleichheit für gut und sind sich darin einig, daß dies Gleichheit vor dem Gesetz und Chancengleichheit bedeutet. Aber Gleichheit bedeutet nicht vollkommene Identität. Gleichheit ist ein soziales und ethisches Konzept, kein biologisches. Ohne die Belohnung oder Anerkennung hervorragender Leistungen würde unsere Gesellschaft bald auseinanderbrechen, wie es den marxistischen Gesellschaften erging, die nach dem Prinzip ‚gleicher Lohn für alle' organisiert waren... Der Unterschied zwischen einem Tier, das instinktiv handelt, und einem Menschen, der fähig ist zu wählen, markiert die Grenze zur Ethik."

Wissenschaft und Technik

Konrad Lorenz: "Mehr als jedes andere Kulturgut ist die wissenschaftliche Wahrheit das kollektive Eigentum der ganzen Menschheit..." ..."'Big Science' ist keineswegs etwa die Wissenschaft von den größten und höchsten Dingen auf unserem Planeten, ist keineswegs die Wissenschaft von der menschlichen Seele und dem menschlichen Geiste, sondern vielmehr ausschließlich das, was viel Geld oder große Energiemengen einbringt oder aber große Macht verleiht,..."

Carl Friedrich von Weizsäcker: "...Die Wissenschaft ist, wie jede menschliche Tätigkeit, für ihre Folgen moralisch verantwortlich. ...Das zu wissen, nennt man Gewissen. ...Davon sind wir weit entfernt, und wir werden die Folgen zu tragen haben. ...Wissen bedeutet Macht und Macht bedeutet Verantwortung."

Bill Clinton: "Angesichts des kommenden Jahrhunderts müssen wir die Technologie in eine Energie umwandeln, die uns dient statt schadet, uns vereint statt trennt."

Wirtschaft/Politik

Hans Küng: "Wer den globalen Markt will, muss auch eine globale Rahmenordnung des Marktes wollen... ...der Weltmarkt ist um der Menschen willen da und nicht die Menschen um des Weltmarktes Willen. Die Marktwirtschaft soll die Demokratie ergänzen, nicht aber ersetzen oder überformen. Diese Gefahr ist unter den Bedingungen der Globalisierung mehr denn je real."

Ernst Ulrich von Weizsäcker: "Zunächst beobachten wir, daß der materielle Wohlstand immer weniger fair verteilt wird. Die Spreizung zwischen arm und reich wird immer krasser, in allen Ländern ... Die Spreizung hat ursprünglich mit dem Sieg der Marktwirtschaft zu tun. Der freie Markt ist nämlich so gemeint, daß sich die Starken, die Effizienten, gegen die Schwächeren durchsetzen."

Heinz-Dieter Assmann: "Die Wirkungsmacht der weltökonomischen Zusammenhänge ist so groß, dass weder die stärksten, noch die schwächsten Akteure aus dem Zwang der Konkurrenz und ihrer Logik ausscheiden können ...alle sind weltökonomische Gefangene. ...kann doch von einer rechtlichen, nationalen Wirtschaftsverfassungen vergleichbaren Ordnung der Weltwirtschaft bislang keine Rede sein."

Irenäus Eibl-Eibesfeldt, Verhaltensforscher (über die Programmierung des Menschen auf den Wettlauf im Jetzt): "Die Algen, die andere schneller überwucherten und ihnen so das Licht raubten, ...machten das Rennen und überlebten in Nachkommen." Braucht man irgendetwas dazufügen heute in der Zeit der Globalisierung? Die Konzerne überleben, die die anderen "überwuchern" und vernichten können.

Die Vereinten Nationen

Robert Müller: "Die Vereinten Nationen müssen die höchste moralische Instanz der Welt werden".

Karl-Josef Kuschel: "Globalisierung der Weltwirtschaft wird von globalen Problemen begleitet, und globale Probleme erfordern globale Lösungen auf der Basis von Ideen, Werten und Normen, die von allen Kulturen und Gesellschaften respektiert werden... Eine Weltregierung ist weder realistisch noch erstrebenswert; wünschenswert dagegen ist eine internationale Zivilgesellschaft, eine Weltbürger-Gesellschaft mit einem Minimum an Zentralstaatlichkeit."

Was kann, muss der Bürger tun?

Der alte kranke Papst, Johannes Paul II - ("bis zu seinem letzten Atemzug" - wie er sagt) und andere alte Weise kämpfen für unsere, für eine men- schenwürdige Zukunft. Warum machen das nicht auch alle jüngeren "Normalbürger" - für sich, allein schon aus (richtig verstandenem) Egoismus?

Carl Friedrich von Weizsäcker: "Der Einzelne kann genau das tun, was ihm zukommt. Die wenigen einzelnen, denen große Entscheidungen zufallen, hängen ab vom Mitdenken, Mitwollen, Mithandeln der vielen einzelnen, deren jeder scheinbar nur kleine Entscheidungen trifft."

Ein Beispiel: Im Jahr 2000 wüteten monatelang in 12 Bundesstaaten der USA Brände. Die Bürger waren sauer, weil sie von der Regierung zu wenig Hilfe bekamen. Fast die Hälfte derselben Bürger fährt einen spritfressenden Kleinlastwagen anstatt Pkw. Ein Amerikaner produziert das 22-fache an umweltschädlichem Kohlendioxid als ein Inder. Die Bürger wählten im Jahr 2000 einen neuen Präsidenten: aber anstatt den weitsichtigen, erfahrenen, umweltbewussten Al Gore...

Ricarda Huch: "Der schwerste Kampf ist der gegen die menschliche Trägheit, die unter der Maske der Nachgiebigkeit, Versöhnlichkeit und Milde das Böse und Unwahre vertuscht und sich dem Kampfe entziehen will."

Robert Müller: "Wir sind nur ein Tropfen im Ozean der Menschheit, doch ohne Wassertropfen gäbe es keinen Ozean."

Albert Einstein: "Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muß man vor allem ein Schaf sein."

Ich hoffe, dass die meisten Menschen, nachdem sie dieses Buch gelesen haben, beabsichtigen, ihre Passivität abzulegen und handeln zu wollen. Das große Problem ist - aber wie?

Die Antwort finden wir bei Gandhi: "Ich halte mich selbst für unfähig, irgendein Lebewesen zu hassen... Aber ich bin fähig - und ich tue es auch - Übles zu hassen, wo immer es erscheint. Ich hasse das Regierungssystem, ...aber ich hasse nicht die herrschenden Engländer, ... Meine Nichtzusam- menarbeit hat ihre Wurzeln nicht im Haß, sondern in der Liebe." Die Bekehrung des Gegners war die wahre Absicht Gandhis. Der Beweis über die Wirksamkeit seiner "Methode": er erreichte, dass die englischen Kolonialisten sein Land Indien nach 300 Jahren Kolonialzeit verließen.

Erziehung

In den vorangegangenen Kapiteln wurde hinterfragt, wie der "nachhaltige" Mensch denken und handeln müsste, um zufrieden und glücklich überleben zu können. Im Kapitel Psychologie und Ethik wurden Grundsätze und Prinzipien behandelt, die auch für die Erziehung und Bildung Gültigkeit haben. In diesem Kapitel versuche ich das Thema zu ergänzen und abzurunden, wobei ich mich – mehr als in den anderen Kapiteln – auf eigene Erfahrungen stütze, da ich selbst Sportlehrer war und mit der erzieherischen Theorie und Praxis vertraut bin.

Ethik

Al Gore: "Streben nach Gerechtigkeit muß in jeder Gesellschaft mit dem Schutz der Umwelt einhergehen, sei es in der Innenpolitik oder im Rahmen von 'Nord-Süd' - Übereinkünften zwischen Industrieländern und der Dritten Welt ... Erikson schrieb einmal: Die Möglichkeit einer gattungsumfassenden Zerstörung schafft zum erstenmal die Notwendigkeit einer gattungsumfassenden Ethik."

Carl Friedrich von Weizsäcker: "Die Probleme der Gerechtigkeit, der Mitmenschlichkeit, ja des Überlebens bleiben ungelöst, solange jeder einzelne und noch mehr jede soziale Gruppe die ethischen Forderungen streng nur auf die andern, auf sich selbst aber lax anwendet. Das Resultat ist die Kette von Katastrophen, die man politische Geschichte nennt. Das Verhalten von uns Menschen in dieser Geschichte ist nicht primär böse, es ist vor allem unter unserem eigenen intellektuellen Niveau, es ist dumm."

Die Ethiker fordern: "Weltethos"; "Globales Ethos"; Globale, für die ganze Welt gültige gesetzliche Rahmenordnung. Die Ethik und das Gesetz müssen sich gegenseitig stützen. Allgemeinbildung - statt nur berufliche Bildung. Die Entwicklung muss "nachhaltig" sein.

Eine Weltkommission der UNO: "Die nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generationen entspricht, ohne die Möglichkeit künftige Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen."